aa NL Juli 2021 | Atmen und Singen im Sommer
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Liebe Atem-Interessierte!Im aktuellen Newsletter laden wir Sie zunächst ein, eine Atemübung mit in den Sommer zu nehmen. Gerade wenn wir endlich etwas Zeit für uns selbst haben, können mit einem einfachen Angebot unseren Körper besser spüren, Freude und Lebendigkeit zulassen oder einfach wieder mal richtig aufatmen. Im Anschluss berichtet unsere Kollegin Gudrun Burghofer über ihre Erfahrungen mit Atempädagogik und Musik bzw. mit Gesang, und lädt Sie zu weiteren Übungen ein! Gerade das Singen schafft Leichtigkeit und Freude, lässt den Atem wieder deutlicher werden, regt den Stoffwechsel an und stärkt unsere Lebensgeister. Mit diesem Angebot wünschen wir Ihnen einen schönen, erholsamen und freudvollen Sommer! Ihr atem austria Team Zur Übung „Köperwände Streichen“Erfahrungen aus der Musikschulevon Atem- und Stimmpädagogin Gudrun BurghoferBeim Singen ist der Mensch das Instrument. Wenn ich das Instrument Mensch z.B. mit einer Geige vergleiche, könnte man sagen: der Körper ist der Resonanzkasten und unsere Stimmbänder die Saiten. Der Atem ist der Bogen und unsere Tonvorstellung die Finger, die sich auf die Saite legen und so die Tonhöhe regulieren. Ist unser Instrument in der richtigen Grundspannung (der Resonanzkasten gut verleimt, die Saiten in der optimalen Spannung), haben wir uns die Melodie gut vorgestellt (wissen die Finger, wo sie hinmüssen) und streicht unser Atem mit der für uns passenden Dosierung über unsere Saiten (ist der Bogendruck richtig) singen wir mit der optimalen Einstellung. Das Erreichen dieses Zustandes ist das Ziel und bleibt auch für erfahrene Sängerinnen und Sänger ein lebenslanges Forschen und Üben. Atempädagogik integriert in die GesangspädagogikWenn ich in der Musikschule neue Schüler*innen frage, warum sie Gesangsunterricht nehmen wollen, höre ich oft den Satz: „Mir geht beim Singen die Luft aus, ich möchte lernen, lange Phrasen mühelos durchzusingen!“ Das ist natürlich eine beängstigende Sache, Atemlosigkeit ist kein wünschenswerter Zustand und dient nicht zur Freude und Entspannung, welche uns das Singen eigentlich bereiten sollte. Oft pumpen wir uns vor dem Singen mit Luft voll – um vermeintlich lange singen zu können. Vereinfacht gesagt, stressen wir unseren Körper mit so viel Luft und unsere Stimmbänder müssen nicht nur das Singen erledigen, sondern auch als Ventil den Druck durch die gestauten Luftmassen regulieren. Das kann unser System ordentlich durcheinanderbringen und signalisiert uns „bitte aufhören“. Darüber habe ich lange nachgedacht und mich mit verschiedensten Ansätzen zur Atmung beschäftigt, bis ich zur Atempädagogik nach Ilse Middendorf gekommen bin. Gerade weil es eine Methode ist, die auf die Erfahrungen und Empfindungen jeder/s Einzelnen Wert legt und nicht wertet, nimmt es den Schüler*innen den Stress, etwas richtig machen zu müssen. VorübungAufwärmen und wohliges DehnenUm die Resonanzkästen meiner Schüler einzustimmen, beginne ich meine Unterrichtsstunden mit einem Dehnen. Sie können gerne gleich mitmachen. Stellen Sie Sich bequem hin und achten Sie darauf, dass Ihr Atem weiterfließen darf, Dehnen Sie Sich nach allen Richtungen und in dem Ausmaß aus, das sich im Moment für Sie passend anfühlt. Eine Kollegin von mir hat ein schönes Bild gefunden, wir haben einen Taucheranzug an und dehnen uns so richtig hinein, bis er gut sitzt. Wenn Ihnen danach ist, können Sie gerne Ihre Stimme dazu nehmen und Ihre Bewegungen mit Gähnen, Seufzen und wohligen Lauten begleiten. Alles was an Tönen und Lautäußerungen aus Ihnen herausströmt, heißen Sie willkommen, ohne es zu bewerten. Mut zum ExperimentierenLassen Sie dann Ihre Arme locker um Ihre Achse schwingen. Wenn Sie ein für Sie passendes Tempo gefunden haben, flattern Sie beim Ausatmen mit den Lippen auf BR (denken Sie an ein schnaubendes Pferd). Vielleicht gelingt es auch, „Töne zu schnauben“. Achten Sie darauf, danach die Spannungen in den Lippen zu lösen und den Atem einströmen zu lassen. Tönen Sie im Schwingen Vokale und Silben von oben nach unten oder unten nach oben, gerade so, wie es Ihnen in den Sinn kommt und Freude macht. Experimentieren Sie mit Ihrem Lieblingslied. Wenn sie merken (auch mitten in einer Phrase oder einem Satz) mein Körper will atmen, lösen sie die Kiefergelenke und warten Sie geduldig ab, was passiert. Lassen sie zu, dass der Atem in Sie hineinströmt. Mit etwas Übung und Freude am Ausprobieren, werden Sie merken, dass es ihnen leichter gelingt, zu lösen und den Atem zuzulassen. Seien sie neugierig und forschen sie, ob es noch andere Körperbereiche ( z.B. Bauchdecke, Gelenke) gibt, die Sie lösen könnten, um sie durchlässiger zu machen. Falls Sie im Stehen singen, können Sie beim Lösen leicht in den Knien nachgeben. Danach tönen sie wieder ihre Melodie. Nehmen Sie Sich so viel Zeit, wie Ihr Instrument braucht, um wieder für das nächste Klingen bereit zu sein. Bewerten sie nicht, sondern spüren sie, wie sich das Singen für Sie anfühlt. Wir hören uns sowieso ganz anders, als wir für die Außenwelt klingen, also richten wir unsere Aufmerksamkeit lieber darauf zu spüren, wie es sich anfühlt. Ich traue mich zu behaupten: fühlt es sich gut an, klingt es auch gut. In diesem Sinne, singen und tönen Sie drauf los, geben Sie Ihrem Körper Zeit, sich den Atem schenken zu lassen und genießen Sie es. Gudrun Burghofer
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