Übung: Lungenbläschen öffnen (NL 2-2020)

Eine Atemübung zur Stärkung der Atmungsorgane

Von Johanna Pachler

 

Nehmen Sie eine gute Sitzposition auf einem Hocker oder Stuhl ein. Achten Sie darauf, dass die Sitzhöhe angenehm ist, sodass sich die Wirbelsäule mühelos aufrichten kann. Achten Sie weiter darauf, dass die Beine hüftbreit stehen und die Fußsohlen einen guten, satten Kontakt zum Boden haben. Nun sammeln Sie sich. Wenden Sie die Aufmerksamkeit von außen, von Ihrer Umgebung, von den Anforderungen Ihres Alltags zu sich selbst. Nehmen Sie Ihren Körper wahr. Wie fühlt er sich jetzt gerade an? Nehmen Sie auch Ihre Stimmung und Wachheit wahr. Wie sind sie gestimmt im Moment? Fühlen Sie sich wach oder müde? Und nehmen Sie schließlich Ihren Atem wahr. Lassen Sie Ihr Atmen behutsam in Ihr Bewusstsein kommen. Betrachten Sie Ihr Atmen wie aus den Augenwinkeln. Allzu fokussiertes Interesse an Ihrem Atem könnte den freien Fluss stören. Lassen Sie Ihren Atem frei fließen. Am besten durch die Nase, die Lippen ganz sanft aufeinandergelegt. Nehmen Sie das Ein und das Aus und gegebenenfalls eine kleine Atempause nach dem Ausatmen wahr. Bleiben Sie absichtslos! Urteilen Sie nicht! Was geschieht ist richtig! Sie sind authentisch!

 

Nun kommt ein Atemzyklus, der es vermag, Lungenbläschen, die verschleimt oder verklebt sind, zu öffnen und die Elastizität der Lungenbläschen zu erhalten oder wiederherzustellen. Beim nächsten Ausatem tönen Sie sanft und kaum hörbar, aber deutlich artikuliert „schschschschschsch…“ bis der Ausatemstrom zu Ende ist. Achten Sie darauf, dass der Bauch dabei nach innen geht und nicht nach außen drängt. Sollte es anders sein, versuchen Sie bitte ein zu großes Bemühen rauszunehmen und die Übung spielerischer zu machen. Achten sie sorgfältig darauf, wann das Ausatmen zu Ende ist und sich das deutliche Bedürfnis nach neuerlichem Einatem bemerkbar macht. Lassen Sie dann den Reflex des Einatems zu. Nehmen Sie dabei wahr, dass es sich um einen Reflex handelt. Sie müssen den Atem nicht einsaugen! Er „fällt in Sie hinein“ – reflexartig. Genießen Sie das: dieses Nichts-tun-müssen, den Atem geschehen und sich von diesem Einatem nähren zu lassen. Ziehen Sie keinesfalls, um noch mehr Luft zu bekommen. Die Wirkung entsteht nur, wenn Sie an Volumen nur zulassen, was durch den reflektorischen Einatem von selbst in Sie einströmt! Wenn dieses Einatem-Geschehen wieder beendet ist, lassen Sie den Atem nun durch die – nur sanft aufeinander liegenden – Lippen, also durch den Mund mit leichter Lippenbremse wieder gehen. Auch hier gilt es, den Ausatem nicht zu überziehen. Pressen Sie keinesfalls die Luft heraus. Lassen Sie die Luft gehen, aber forcieren Sie nicht und verlängern Sie nicht die natürliche Dauer des Vorgangs. Die Wirkung der Übung ist überaus intensiv und anfänglich reicht ein einzelner Zyklus. Lassen Sie anschließend den Atem mehrere Atemzüge lang wieder durch die Nase fließen, ohne jegliche Anforderung, in Ihren eigenen Rhythmus, bis sich nach dem reflektorischen Einatem vorher wieder ein stimmiges Ein-Aus-Pause einstellt. Danach können Sie die Übung beenden, indem Sie der Wirkung noch einmal nachspüren, sich anschließend erheben und ein wenig im Raum umhergehen.

 

Wenn Sie geübter sind, können Sie in einer Übung zwei oder maximal drei dieser Atemzyklen einbauen. Dann ist es jedoch wichtig, zwischen diesen speziellen Atemzyklen immer mehrere Atemzüge lang den Atem wieder frei und absichtslos fließen zu lassen. Aber auch wenn Sie anfänglich nur einen Zyklus üben und Sie diese Übung während einiger Tage wiederholen, werden Sie eine deutliche Wirkung spüren.

 

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